Hab den Mut, dich zu entdecken!


Neulich saß eine Kundin bei mir im Vorgespräch, die mir erzählte, dass sie vor einem Jahr ein Fotoshooting gemacht hatte, um endlich schöne Portraits von sich zu haben. Es war für sie schon Überwindung, sich vor die Kamera zu stellen und dann sagte der Fotograf noch den obligatorischen Satz:“Die meiste Arbeit kommt eh hinterher am Computer!“ Was dabei herauskam, war genau das: sie erkannte sich kaum wieder, ihre Haut war glattgebügelt und jede Falte verschwunden. Sie sagt, möchte diese Bilder nicht verwenden, jeder könne doch sehen, dass das stark nachbearbeitet ist. Da liegt sie richtig – warum also werden Bilder oft so verändert?

Ich möchte kurz den Übersetzer spielen: Wenn ein Fotograf sagt, dass die meiste Arbeit hinterher entsteht, dann versteht die Kundin eigentlich nur: „Sie sind jetzt noch nicht gut genug, aber ich mache etwas aus Ihnen.“ Was er damit meint ist eigentlich, dass er es perfekt machen möchte, makellos, so dass die Kundin sich gerne ansehen möchte. Doch das ist einfach eine falsche Annahme, es geht nicht darum, die Kundin zu verändern damit sie sich gefällt; vielmehr ist meiner Meinung nach der richtige Ansatz, das Bild so zu machen, dass sie sich schön fühlt während sie vor der Kamera steht und sich hinterher auf dem Bild erkennt und damit glücklich wird. Wir müssen nicht ein Model sein oder ein Schauspieler, es geht darum, die beste Version von uns selbst zu sein.

Es ist dieser Wahn, nicht genug zu sein

Oft, wenn wir vor dem Spiegel stehen, stürzen wir uns auf die Dinge, von denen wir ohnehin wissen, dass wir sie nicht perfekt finden. Wir haben eine negative Wahrnehmung – bei Fotos wird das gefühlt noch schlimmer – da das Spiegelbild ja nur temporär ist – Bilder aber im besten Fall für immer. Daraus ist ein Wahn entstanden, der uns dazu gebracht hat, Portraits so lange am Computer zu manipulieren, bis wir einen völlig neuen Menschen darstellen. Je nach Persönlichkeit ist es sogar das, was sich die Menschen wünschen – bei Selfies kann man gut erkennen, wie sich Menschen gerne sehen wollen – oft sind sie immer gleich, auf jedem Bild die selbe Schnute, der selbe Blick und das selbe Lächeln. Die Angst davor, sich in der Haut nicht wohl zu fühlen, führt viele dazu die Facetten, die möglichen Emotionen und unsere wunderschöne Wirklichkeit zu verleugnen. Niemand von uns ist perfekt. Niemand.

Du bist am Schönsten wenn du glücklich bist

Wir betrügen nicht nur den Betrachter, wir belügen uns damit selbst. Nach meiner Erfahrung haben viele das Gefühl „nicht genug“ zu sein – am sensibelsten reagieren sie dabei auf ihr Äußeres. Bei meiner Arbeit höre ich oft unglaubliche Dinge – die größten Kritiker sind wir eben selbst. Mein Job ist es, die Wahrnehmung meiner Kunden von den Dingen zu nehmen die sie nicht mögen und dahin zu bringen, sich selbst neu zu entdecken – vielleicht mögen wir unsere Augen oder unsere Haare – ich verschiebe also nichts weiter als den Fokus. Ich bringe Menschen dazu, sich bis in die Zehenspitzen zu spüren. Kennst du das, wenn du dich einfach rundum wohl fühlst, vielleicht sogar ein bisschen stolz auf dich bist und dann in den Spiegel blickst und zu allem Überfluss auch noch findest, dass du gerade so richtig gut aussiehst? Das ist kein Zufall. Wir sehen am schönsten aus, wenn wir am glücklichsten sind.

Schönheit ist, wie wir uns fühlen

Das zu begreifen, bedeutet auch Zugriff auf seine Ausstrahlung zu bekommen. Denn unsere Attraktivität hängt nur zu 15 % von unserer tatsächlichen Optik ab. 85 % werden davon bestimmt, wie wir uns gerade fühlen, in der Situation und in unserer Haut. Mit diesem Wissen ausgestattet, kann es für uns viel leichter sein, seine Wirkung in der Hand zu haben. Ähnlich verhält es sich mit dem Glück: Glück ist nicht die Abwesenheit von Pech, Glück ist, was wir daraus machen. Deshalb habe ich so schnell Verbindungen zwischen der Wahrnehmung und dem persönlichem Glück gezogen und weiß heute, nach über vier Jahren intensiver Arbeit mit diesem wunderschönen Ansatz: Schönheit und Glück kommen miteinander. Wenn du es schaffst, dass sich ein Mensch glücklich fühlt, so wird er auf den Bildern wunderschön sein – ohne Bildbearbeitung.

Verändere deine Selbstwahrnehmung

Noch ein Argument gegen zu viel Bildbearbeitung: wenn nämlich alle Falten und somit alle Mikromimik aus dem Gesicht ausradiert wurde, sind auch jede Anzeichen von Emotion und Persönlichkeit vergangen. Zurück bleibt eine Puppe, eine Art Studie. Wenn dann noch solche Sätze fallen, wie ich ihn zu Beginn dieses Artikels zitiert habe, dann ist auch noch die beste Grundlage für ein schlechtes Gefühl gelegt. Es geht anders. Habt den Mut, euch zu entdecken; mit allen Makeln und euren wunderschönen Kleinigkeiten. Zeigt Gefühle und Flagge, habt die Courage, das zuzulassen. Ich verspreche euch, es wird die Art verändern wie ihr euch selbst wahrnehmt. Auf Bildern, im Spiegel, im echten Leben.

Photocredits: Florian Beier


Florian Beier

ist Fotograf und Mental Coach in Einem. Mit seinem Wissen und Feingefühl bringt er jeden Menschen auf Fotos zum Strahlen. Egal ob er Gedichte schreibt, Vorträge hält oder eigene Songs textet er lässt sich dabei von der Liebe antreiben. Was er anpackt hat Herz.

Für den Inhalt des Artikels ist ausschließlich der Autor verantwortlich.